
Die Entstehung der Moore – Arbeiten und Leben in der Moor- und Heidelandschaft
Sie hatten viel Material im Gepäck, das sie beim Abschmelzen ablagerten. Neben Findlingen in unterschiedlichsten Größen war das vor allem Sand. In der bisher letzten Kälteperiode (Weichsel-Kaltzeit, 115.000 bis 11.600 Jahre vor heute) drangen die Gletscher von Skandinavien kommend nur noch bis zur Elbe vor. Dennoch war es damals im Emsland zeitweise so kalt, dass es so gut wie keine Vegetation gab. Heftige Winde hatten so leichtes Spiel mit dem Sand und verteilten ihn über das ganze Land. Es entstand eine wellige Landschaft mit Dünen und einigen Senken.
Diese Senken füllten sich nach dem Ende der Weichsel-Kaltzeit mit Wasser. In den Sandböden entwickelte sich in einigen Dezimetern Tiefe häufig ein sehr fester und wasserundurchlässiger Horizont (Ortstein). Das führte dazu, dass das Wasser in den Senken nicht mehr versickern konnte. Die so entstandenen Seen verlandeten mit der Zeit und bildeten Niedermoore. Auf diesen wuchsen dann häufig Hochmoore auf, die auch über den Bereich des ursprünglichen Niedermoores hinauswachsen konnten. So entstanden im Emsland neben vielen Hochmooren auch zwei riesige Hochmoorkomplexe, die Esterweger Dose und das Bourtanger Moor. Letzterer war in seiner maximalen Ausdehnung der größte in ganz Mitteleuropa.
Von Menschen konnten diese riesigen Moorflächen lange Zeit kaum genutzt werden, da sie größtenteils unzugänglich, nass und nährstoffarm waren. Mit der Moorbrandkultur war eine erste landwirtschaftliche Nutzung der Moorflächen möglich. Dabei wurde das Moor durch flache Gräben oberflächlich entwässert und die Vegetation abgebrannt. Die Asche bot eine bescheidene Düngung, so dass auf der Fläche für wenige Jahre Buchweizen angebaut werden konnte. Die riesigen Moorflächen verursachten aber ein eigenes regionales Klima, bei dem das ganze Jahr hindurch Bodenfröste auftreten konnten. Das Leben im Moor war somit immer mit der Angst vor Hunger und Tod verbunden.
In den trockeneren Bereichen des Emslandes konnten sich nach dem Ende der Weichsel-Kaltzeit nach und nach die Bäume wieder ausbreiten. Dieser Prozess dauerte ein paar tausend Jahre, bis ein geschlossener Mischwald entstand. Ab der Sesshaftwerdung der Menschen in dieser Region vor ca. 5.000 Jahren wurde dieser z. B. als Waldweide genutzt. Auch wurden Bereiche gerodet und Ackerflächen angelegt. Ab etwa 1000 n. Chr. war der Wald im Emsland so weit zurückgedrängt, dass sich die Besenheide stark ausbreiten konnte. Im Rahmen der sogenannten historischen Heidebauernwirtschaft wurden die Heideflächen mit Schafen beweidet. Um Einstreu für die Schafställe zu gewinnen, trugen die Bauern die Heide mitsamt dem humushaltigen Oberboden ab. Durch das sogenannte Plaggen entstanden normalerweise nur kleine offene Sandflächen, die die Heide schnell zurückerobern konnte. Wurde jedoch zu viel geplaggt, hatte der Wind auf diesen Flächen leichtes Spiel und wehte den Sand zu meterhohen Dünen zusammen. Sie stellten für die Bevölkerung eine Gefahr dar, da sie fruchtbare Ackerflächen überwehen und sogar ganze Höfe unter sich begraben konnten.
Moor und Heide boten also nur die Möglichkeit für ein sehr ärmliches Leben. Die erdgeschichtlich bedingten strukturellen Nachteile waren ein wichtiger Grund für die Rückständigkeit des Emslandes. Es galt bis nach dem Zweiten Weltkrieg als das Armenhaus Deutschlands. Die benachbarten Niederländer waren bei der Kultivierung ihrer Moorflächen bis Mitte des 20. Jahrhunderts schon viel weiter. Mit der von ihnen entwickelten holländischen Fehnkultur wurden die Moore planmäßig entwässert und dann in Handarbeit der Torf mit dem sandigen Untergrund vermischt. Dabei wurde auch der Ortstein durchstochen, so dass keine Staunässe entstehen konnte. So entstanden vergleichsweise fruchtbare Ackerflächen. Die Rückständigkeit der Deutschen bei der Moorkultivierung wurde von niederländischer Seite auch als ein Grund für Gebietsforderungen nach dem Zweiten Weltkrieg angeführt.
Hier setzte nun der Emslandplan an. Es galt, Moor und Heide, die für große Armut im Emsland sorgten, in großem Stil zu kultivieren. Denn über die Verbesserung der Lebensverhältnisse der ansässigen Bevölkerung hinaus mussten zusätzlich auch viele Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten angesiedelt und zunächst versorgt werden. Als Werkzeug für die Moorkultivierung diente ein mit Dampfmaschinen gezogener Tiefpflug der Firma Ottomeyer. Er konnte bis zu einer Tiefe von 2,40 m den Boden umbrechen und vermischte dabei den Torf mit dem darunterliegenden Sand. Auch der wasserstauende Ortstein wurde mit durchbrochen. Es war also eine Art verbesserte holländische Fehnkultur in industriellem Maßstab. Ähnlich wie die Moore wurden auch die riesigen Heideflächen tiefgepflügt und so für die moderne Land- und Forstwirtschaft hergerichtet.
Emslandliebe – Gestern. Heute. Morgen.
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