Ems-Urstromtal am Borkener Paradies

Weide im Wald

Das Borkener Paradies ist ein ganz besonderer Ort: Seit über 500 Jahren wird der Wald hier durchgängig beweidet – durch die sogenannte historische Hudewirtschaft. Während andere Hudelandschaften im 19. und 20. Jahrhundert einer intensiveren Landnutzung weichen mussten, blieb das Borkener Paradies erhalten. Dafür gibt es mehrere Gründe: So ist der Sandboden sehr nährstoffarm, und es finden sich nasse Bereiche wie der Rest eines Ems-Altwassers. Der Hauptgrund dürfte aber die abgeschiedene Lage in einer Emsschleife sein. Lange Zeit war das Gebiet selbst vom nahegelegenen Ort Versen aufgrund einer fehlenden Brücke nicht zu erreichen.

Schleifen im Sand

Vom Aussichtsturm lässt sich die Emsschleife gut erkennen. Durch die künstliche Begradigung des Flusses im 20. Jahrhundert wurde sie an einer Seite von der Ems abgeschnitten, sodass es sich hier um einen Altarm handelt. Die Schleife ist typisch für den Mittellauf der Ems, der sich durch zahlreiche Mäander – ausgedehnte, dicht aufeinanderfolgende Flussschlingen – auszeichnet. Die Entstehung dieser vielen ausgeprägten Flussschleifen wird durch das geringe Gefälle und den sandigen Untergrund begünstigt. Tatsächlich ist die Ems der einzige Fluss Europas, der – bis auf zwei punktuelle Ausnahmen – von seiner Quelle bis zur Mündung durch Sand fließt.

Von Gletschern geformt

Entscheidend geprägt hat die Landschaft die Saale-Kaltzeit (300.000 bis 126.000 Jahre vor heute). Nicht nur transportierten die Gletscher große Mengen Sand mit sich, durch ihr abfließendes Schmelzwasser entstanden auch Urstromtäler. Das Urstromtal der Ems, das von den ostfriesischen Emsmarschen bis an die westlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes reicht, führt im Süden an Stauchmoränen vorbei – Ansammlungen von Material, das die eiszeitlichen Gleitscher wallartig aufgeschüttet haben. Große Flugsanddünen und ausgestreckte Hochmoorkomplexe begleiten den Fluss. Die Dünen bildeten sich nach dem Abschmelzen der Gletscher aufgrund der vorherrschenden Windrichtung vor allem entlang des östlichen Emsufers.