Flussbegradigung - künstlich und natürlich

Vom Flusslauf abgeschnitten 

Das Emsland ist bekannt für seine überwiegend flache Landschaft. Der Untergrund ist zudem sehr sandig, da Gletscher während der  Saale-Kaltzeit (300.000 bis 126.000 Jahre vor heute) u. a. große Mengen Sand in die Region mitbrachten. Durch das geringe Gefälle und den formbaren Untergrund konnte die Hase sehr  viele Flussschleifen ausbilden. Auch bei dem  hier zu sehenden Hasealtwasser handelt es sich um eine ehemalige Flussschleife im Unterlauf  der Hase. Sie hat keine Verbindung mehr zum Fließgewässer – anders als ein Altarm, der nur an einem Ende vom Hauptstrom abgetrennt  wurde. Wie viele andere Flussschleifen der Hase wurde auch diese hier in den 1950er-Jahren künstlich abgetrennt. Ziel war es, durch die Verkürzung des Flusslaufes Hochwasser schneller abzuleiten und gleichzeitig neue landwirtschaftliche Nutzflächen zu schaffen. Dazu wurden die Ufer des begradigten Flusses befestigt und eng eingedeicht. Eine natürliche Flussdynamik ist so praktisch ausgeschlossen.

 

Dynamische Hase 

Dabei ist die Hase aber eigentlich ein sehr dynamisches Gewässer. Bevor man die Flussschleife von der Hase abtrennte, wurde durch die stärkere Strömung stetig Material an der Außenseite der Flussbiegung abgetragen. An der Innenseite wurden bei schwächerer Strömung in etwa gleichem Umfang Sedimente wieder angelagert. So verlagerte sich die Flussschleife an der 180-GradBiegung im Laufe der Zeit immer weiter nach außen und bildete die hier zu sehende längliche Form aus. Im oberen Bereich der Skizze erkennt man, wie sich durch den Materialabtrag an den äußeren Kurven die Ufer mit der Zeit immer weiter aufeinander zubewegen. Bei einem Hochwasser kann es dann zum Durchbruch kommen. Auf diese Weise entstehen Altgewässer auch ohne menschliches Eingreifen.