Wo der Wacholder wächst

Schlingen und Schleifen 

Die flache Landschaft des Emslandes wirkt sich auch auf die Flüsse aus. So hat die Hase in ihrem Unterlauf ein sehr geringes Gefälle. Zusammen mit dem sandigen Untergrund führte dies zur Ausbildung einer Vielzahl von Flussschleifen, sogenannten Mäandern, so auch hier in der Haselünner Kuhweide. Das Gebiet wurde fast vollständig von der Hase umflossen, so dass zusätzliche Einzäunungen kaum noch nötig waren. Ein weiterer Standortvorteil war die ortsnahe Lage. Jedoch wurde das Gebiet inklusive des Weges zwischen Haselünne und Andrup regelmäßig überschwemmt. Um Hochwasser schneller ableiten zu können, wurde schon Mitte des 19. Jahrhunderts ein Durchstich durch die Kuhweide geplant. Auf der historischen Karte von 1858 ist er schon angedeutet. Die Arbeiten wurden während des Krieges 1870/71 von französischen Gefangenen fortgeführt, jedoch nicht vollendet. Aus dieser Zeit stammt die heutige Bezeichnung „Franzosengraben“. Später wurde der Flusslauf stattdessen westlich und östlich des  Franzosengrabens verkürzt. 

 

Wacholder und Weide 

Ab dem Mittelalter bis in die 1960er-Jahre nutzten die Bewohner Haselünnes das Gebiet als Kuhweide. Eine Bebauung war nicht gestattet. Da die Weidetiere fast alle aufkommenden Bäume und Sträucher verbeißen, ist die Fläche stets offen geblieben. Der Gemeine Wacholder (juniperus communis) hingegen wurde von den Tieren verschmäht und konnte sich auf der Weide ausbreiten. So entstand der Wacholderhain. Heute halten Schafe und Tarpanpferde die Landschaft offen, damit sich kein Auwald ausbreitet und die Lebensbedingungen für die hier beheimateten Tiere und Pflanzen erhalten bleiben. 

 

Flusslandschaft im Wandel 

Das Relief der Haselünner Kuhweide hat die Hase gewissermaßen selbst geschaffen. Die Terrassensande, die sich an ihren Rändern abgelagert haben, wurden durch die zahlreichen Mäanderbildungen zerschnitten. So entstand eine Landschaft mit flachen Hügeln. Einige Altwasser – von der Hase abgetrennte Flussarme – sind noch vorhanden, andere sind ausgetrocknet. Weitere Altwasser mussten in den 1970er-Jahren dem Bau des Haselünner Sees weichen, der als Hochwasserrückhaltebecken dient. Der Franzosengraben fungiert seitdem als Zuleiter für den See.

In der Bildmitte zeugen die feuchten Niederungen mit sattgrünem Bewuchs von ehemaligen Flussverläufen und Flutrinnen der Hase. Im Vordergrund rechts ist eine Eiche zu sehen, die im Schutz eines Wacholdergebüsches wachsen konnte und so nicht vom Weidevieh verbissen wurde.