Als das Emsland unter Eis lag

Eine Zeitreise zu Gletschern, Kälte und Mammuts

Ob zu Fuß oder mit dem Rad - ist man in der Landschaft des Emslands unterwegs, begegnen einem an vielen Standorten Spuren der letzten Kaltzeiten. Diese letzten drei Kaltzeiten nennt man heute Elster-Kaltzeit, Saale-Kaltzeit und Weichsel-Kaltzeit.

In der Elster-Kaltzeit drangen die Gletscher aus Skandinavien kommend etwa bis in das nördliche Emsland vor. Ablagerungen aus dieser Zeit enthalten viel Material aus dem heutigen Norwegen. Die Zeit zwischen der Elster- und der Saale-Kaltzeit wird heute Holstein-Warmzeit genannt. Das Klima war in dieser Zeit wahrscheinlich zeitweise sogar etwas wärmer als heute.

In der Saale-Kaltzeit überfuhren die Gletscher das gesamte Emsland. Sie drangen zeitweise auch noch deutlich weiter nach Süden bis in das heutige Ruhrgebiet vor und brachten u. a. viele Findlinge sowie Unmengen an Sand und Kies aus der Region Südschweden und dem Baltikum mit ins Emsland. Es folgte die Eem-Warmzeit, die etwa 11.000 Jahre andauerte. Die in dieser Zeit im Emsland lebenden Tiere und Pflanzen unterschieden sich nicht großartig von den heute hier verbreiteten. Die Temperaturen waren jedoch um einige Grade höher als in der jetzigen Warmzeit und die Winter praktisch eisfrei.

In der folgenden Weichsel-Kaltzeit, der vorerst letzten Kaltzeit, erreichte kein Eis mehr das Emsland. Die Gletscher drangen nur noch etwa bis zur Elbe vor. Dennoch herrschten raue Winde und tiefe Temperaturen im heutigen Geopark-Gebiet. Mammuts lebten zu dieser Zeit im Emsland. Der Boden fror im Winter und taute im Sommer an der Oberfläche wieder etwas auf. Diese Bedingungen führten letztendlich dazu, dass das Emsland wieder weiter abgeflacht wurde. Pflanzen wuchsen bei diesem Klima kaum. Das Emsland sah damals in wärmeren Phasen ähnlich aus, wie die heutige Tundra. Der Wind lagerte Massen an Sand um, die er großflächig und tief über das ganze Emsland als Dünen verteilte.

Während sich die Gletscher über das Festland schoben, hinterließen sie viele Spuren. Diese können auch heute noch bei einem aufmerksamen Besuch im Geopark entdeckt werden. Ein Gletscher besteht nicht nur aus Eis, sondern bringt beispielsweise auch viele Steine in den unterschiedlichsten Größen mit sich. Je nachdem, wo ein Gletscher ursprünglich herkommt, unterscheiden sich die Steine, die er mit sich trägt. Wenn solche Steine „per Gletscher“ hierher transportiert worden sind, nennt man sie Geschiebe. Der Begriff „Geschiebe“ erklärt ganz gut, wie die Steine ins Emsland gekommen sind: sie wurden vom Eis geschoben. Außerdem trägt ein Gletscher große Mengen an Sand mit sich herum. Wenn der Gletscher oder Teile von ihm schmolzen, floss mit dem Schmelzwasser auch Sand heraus und lagerte sich ab. So konnte sehr viel Sand in das Emsland gelangen.

Obwohl das Emsland sehr flach ist, trifft man hin und wieder auf größere Hügel oder ganze Berge, wie zum Beispiel den Windmühlenberg. Auch diese sind entstanden, weil einmal Eis über dem Geopark lag. Das Vorrücken eines großen Gletschers kann dazu führen, dass die Landschaft vor ihm regelrecht zusammengestaucht wird und sich in die Höhe drückt. Steht ein Gletscher jedoch still, so lagert er im Laufe der Zeit alle großen und kleinen Steine, den Sand und was er noch alles mit sich trägt an genau dieser Stelle ab. Diese Ablagerungen nennt man Moränen. Die Lingener und die Lohner Höhen sind ein Beispiel für vom Eis aufgestauchte Endmoränen.

Schon vor Beginn des Eiszeitalters vor 2,6 Mio. Jahren bis zum Beginn der Saale-Kaltzeit flossen zwei große Flusssysteme durchs Emsland, die man hier eher nicht vermuten würde: aus Südosten transportierte die Ur-Weser Material aus den deutschen Mittelgebirgen ins Emsland. Dazu kamen noch Steine und anderes Material aus Nordosteuropa, das über das gigantische Baltische Flusssystem ins Emsland gelangte. Dies erklärt, warum im Emsland heute noch Weserkies sowie Gesteinsmaterial aus Finnland und Russland gefunden werden kann.

Literatur-Tipps!

Erfahren Sie mehr über die Geologie im Geopark Emsland – und warum Lingen früher an der Weser lag:

Quelle: MEYER, KLAUS-DIETER (2002): Das Emsland im Eiszeitalter. In: Der Landkreis Emsland - Geografie, Geschichte, Gegenwart. Eine Kreisbeschreibung, S. 33 - 44.

Der vollständige Artikel aus der Kreisbeschreibung kann hier herunterladen werden:

Erfahren Sie mehr über die allgemeine Landschaftsgliederung im Geopark Emsland – und warum die Region in Teilen buchstäblich versandete:

Quelle: SEEDORF, HANS HEINRICH (2002): Allgemeine Landschaftsgliederung. In: Der Landkreis Emsland - Geografie, Geschichte, Gegenwart. Eine Kreisbeschreibung, S. 18 - 32.

Der vollständige Artikel aus der Kreisbeschreibung kann hier herunterladen werden:

Erklär-Film

So entstand das letzte Eiszeitalter (ZDF; TerraX)